Achtort

Pavillon Pinneberg

„Der Raum ist an sich nichts …“

ACHTORT – Haus für den Wind        

ist ein 24-Stunden-Werk der bildenden Künstlerin Stephanie Baden. Wie Raum entsteht, wodurch er zerstört wird, was Raum ist, sind ihre Fragen. Der Satz Immanuel Kants „Der Raum ist an sich nichts, das heißt er hat seinen Grund bloß in der Beschaffenheit unserer Sinnlichkeit und fällt mit dieser weg“, ist ihr Antrieb, mit ästhetischen Mitteln Räume zu schaffen oder, wie im Fall des Pavillons, andere sinnliche Qualitäten zu geben, so dass Raum neu gefühlt und gedacht werden kann.

Raum und Ort finden ihre Bestimmung nicht allein im Wechselspiel ihrer Architekturen. Architektur schafft nicht selbstverständlich Raum, sie kann auch raumvernichtend sein. Allen Orten und Räumen sind wahrnehmbare Signaturen zu eigen, die Gefühle und Empfindungen wachrufen und überformen. Etymologisch finden mehrere Bedeutungswandlungen des Wortes ‘Raum‘ statt. Der Raum wächst im Laufe der Geschichte in die Dimension der Zeit und heute denken wir uns in der Raumzeit. Die schon früh erlebte Ausdehnung im Wort ‘Raum‘, das auch Platz an einem Ort schaffen meint, lässt Unbegrenztheit und Weite anklingen.

Stephanie Baden befreit den Pavillon von seinem gesamten Inventar. Leergeräumt verbindet das Licht den Betonboden, die Holzwände und das auf ihnen liegende Dach zu einer neuen Einheit – Raum, der die Geste einer ‘Freiheit zu etwas‘ offenbart.

Die sechs Fensterflügel werden ausgehängt. Der Wind kann so direkt in das Oktogon hineingreifen, fährt unter das Dach, bringt die Samenstände des Reets in Bewegung und reißt einige herunter. Die Fensterflügel fügt Baden zu einem neuen, außerhalb des Pavillons liegenden, eigenen Platz, dem sogenannten ‘Rasenstück‘. Auf die mit weißen Holzleisten nachgeformten Grundlinien des Oktogons legt sie die Fensterflügel aus. Die Glasscheiben spiegeln Baum und Himmel – was ist Raum?

Jutta Meyer zur Heide

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